Privatisiere den Görlitzer Park!

Erschienen in „Der Kreuzberger“, 21. Ausgabe, November/ Dezember 2012

Warum nicht? Mir fällt nur die zunehmende Privatisierung des öffentlichen Raumes auf. Daher wäre es konsequent, den leicht mit Gittertüren abzuschließenden Park zu privatisieren. Hunde, Drogendealer, übermäßiges Grillen wären damit unter Kontrolle gebracht. Eintrittsgelder würden die Grünpflege und das Sauberhalten finanzieren. Zu überlegen wäre die Zulassung von Verkaufsbuden entlang der bereits beteerten Gehwegachse. Noch eine Einnahmequelle. So viele Probleme auf einem Mal gelöst!

Keine gute Idee? Große Bereiche des engen Straßenraumes im Wrangelkiez sind bereits vom Bezirk an private Geschäftsinteressen eigenhändig vermietet: speziell an Gaststätten, die weit über ihre beanspruchte Mietfläche hinaus weitere Quadratmeter Gehweg mit Stühlen und Tischen besetzen, frei nach dem Motto „Legal, illegal, Fraßlokal“. Wie war das wieder mit dem illegalen Besetzen und der Berliner Linie?

Darüber hinaus wird die Nutzung des öffentlichen Raumes durch private Videokameras (im Wrangelkiez z.B. Kaiser’s und Green Bamboo) und andere Methoden kontrolliert. Beim Malen vor Ort in der Dieffenbachstraße kam ein Mann schnurstracks auf mich zu und verlangte, dass ich mit dem Malen sofort aufhörte. Er gab sich als der Hauseigentümer aus und wollte nicht, dass das Haus „abgebildet“ wird. Da ich ihm nicht gehorchte und weiter an der Leinwand pinselte, rief er die Polizei an. Zwei Beamte erschienen sodann am Tatort und redeten mit ihm. Wahrscheinlich wurde der Mann über den Begriff „Panoramafreiheit“ unterrichtet. Dann sind sie alle gegangen, ohne mich weiter zu belästigen. Die künstlerische Freiheit lebt noch!

William Wires, Oktober 2012

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